Jonas

1971 | WVZ Nr. 224 | Bronze | Höhe 155 cm | Breite 91 cm

Beschriftung auf der Reliefplatte:

WANDERER DU / WOLLE DIE WANDLUNG – O SEI FÜR DIE FLAMME BEGEISTERT – DRIN SICH EIN DING DIR ENTZIEHT DAS MIT VERWANDLUNGEN PRUNKT / RILKE

Heinrich Kirchner Skulpturengarten – Jonas

Im Relief Jonas setzt sich Kirchner mit dem Propheten Jonas auseinander. Das Buch Jona im alten Testament handelt davon, dass dieser von Gott beauftragt wird, der Stadt Ninive und seinen Bewohnern das Strafgericht Gottes zu verkünden. Als Jonas auf einem Schiff seinem Schicksal zu entfliehen versucht, entfacht Gott einen Sturm. Jonas wird zur Besänftigung Gottes ins Meer geworfen und von einem Wal verschlungen. Nach drei Tagen und Nächten des Betens und der Buße spuckt ihn dieser aus und Jonas erfüllt schließlich den von Gott erteilten Auftrag. Kirchner definiert die Jonasfigur skizzenhaft frei durch einen kreisrunden Kopf und den dreieckig geformten Rumpf, welche Ähnlichkeiten zur Körperform des Wanderer Abraham aufweist. Jonas‘ Körper ist eingefasst von zwei kreisrunden Formen, die den Himmels- und den Erdkreis symbolisieren. Den oberen Kreis bilden Jonas‘ Arme. Der untere Kreis setzt sich aus Zähnen zusammen und deutet den Rachenraum des Wals in der biblischen Geschichte an. Der Unterkörper des Jonas befindet sich noch halb im Walrachen, während sein Oberkörper bereits dem Göttlichen entgegenstrebt. Die Zweiteilung des Körpers verweist auf den Dualismus von Leib und Seele. Die hochgeworfenen Arme zeigen Jonas’ Rettung durch seinen Entschluss, dem Ruf Gottes zu folgen. In der Zweiteilung der Bronze wird auch die Bedeutung des Motivs der Wandlung deutlich, auf die Kirchner mit einem Gedicht Rilkes in der Sockelinschrift verweist. Seit den 1970er Jahren und insbesondere seit der Entstehung des Reliefs Jonas versah er die Sockel seiner Plastiken mit selbst verfassten Gedichten, Texten und Zitaten von Hölderlin oder Rilke. Sie dokumentieren Kirchners Inspirationsquellen und sein Anliegen, seine literarisch inspirierten Ideen bildnerisch zu fassen.

Audioguide

Standort der Skulptur